30.04.2025
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2 Minuten in der Zelle – Seminarkurs Konfliktmediation in der Polizeiinspektion Havelland in Falkensee

Die Polizeiinspektion ist für das gesamte Havelland zuständig, ein Gebiet mit etwa 173.000 Einwohnern. Besonders interessant war für uns die Ausstattung der Wache. Es gibt dort eine extra Waffenkammer, in der dienstliche Waffen sicher eingeschlossen werden, sodass diese nicht mit nach Hause genommen werden. Zudem existiert eine Ausnüchterungszelle mit einer Toilette für Personen, die beispielsweise unter Drogeneinfluss stehen. Auch die Organisation der Gefängniszellen wurde uns erklärt. Eine Gruppenhaftzelle steht nur Personen zur Verfügung, die miteinander auskommen, um Konflikte zu vermeiden. Generell dürfen Personen maximal 48 Stunden in den Zellen verbringen. Ein wichtiger Punkt war, dass es keine Kameras in den Zellen gibt, um die Privatsphäre der Insassen zu wahren.

Die Arbeit vor Ort

Die Wachdienst wird von verschiedenen Mitarbeitergruppen betreut, die jeweils spezifische Aufgaben übernehmen. Direkt am Eingang befindet sich der Einsatzbearbeiter, der für die Koordination aller Vorgänge zuständig ist und die Funkwagen koordiniert. Der Dienstgruppenleiter überwacht die Polizisten im Außendienst und leitet sie bei wichtigen und schwierigen Einsätzen vor Ort an. Der Wachdienstführer ist für die Überwachung der Zellen verantwortlich. Besonders bei alkoholisierten Personen gilt die Regel, dass sie alle 15 Minuten kontrolliert werden müssen. Außerdem nimmt er Anliegen von Bürgern entgegen und Anzeigen auf. Rund um die Uhr sind Mitarbeiter vor Ort oder im Einsatz.

Konfliktlösung im Polizeieinsatz

Während unseres Besuchs wurde uns erläutert, wie Polizisten in Konfliktsituationen agieren. Es gibt fünf mögliche Strategien zur Konfliktlösung:

1. Flucht: Die Polizei versucht, Konflikte durch Kommunikation zu deeskalieren. Ein Rückzug kann auch dazu dienen, die Macht des Gegenübers nicht zu stärken.

2. Verteidigung: Die Polizisten müssen sich selbst behaupten, um Respekt zu generieren. Dazu gehört, laut zu sein und klare Anweisungen zu geben.

3. Vernichtung: In Extremfällen, wenn Polizisten selbst in Gefahr sind, dürfen sie ihre Schusswaffe zur Selbstverteidigung einsetzen. Dies geschieht jedoch nur als absolute Notwehr.

4. Kompromiss: Eine Lösung wird gesucht, bei der beide Seiten Zugeständnisse machen.

5. Konsens: Die beste, aber schwierigste Lösung – eine Einigung, mit der alle zufrieden sind. Ein häufiger Konflikt, den die Polizei im Havelland erlebt, ist der Umgang mit Schülern, die oft unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. Auch Führerscheinkontrollen sind eine regelmäßige Maßnahme.

Psychische Belastungen und Konflikte unter Kollegen

Ein wichtiger Aspekt der Polizeiarbeit sind die psychischen Belastungen. Polizisten sind häufig mit traumatischen Ereignissen konfrontiert, weshalb sowohl externe als auch interne psychologische Hilfe angeboten wird. Es gibt Nachsorgetermine, bei denen besprochen wird, wie belastende Erlebnisse verarbeitet wurden. Damit Polizisten langfristig gesund bleiben, sind bestimmte Maßnahmen notwendig, da sonst posttraumatische Symptome auftreten können. Ein gutes Arbeitsklima wird durch Teamfähigkeit, Kommunikation und Bereitschaft zur Zusammenarbeit gefördert. Freude und Gemeinschaft spielen ebenfalls eine große Rolle. Besonders interessant war für uns, dass bereits in der Ausbildung großer Wert auf soziale Kompetenzen gelegt wird. Durch Rollenspiele lernen die Auszubildenden, mit Konflikten umzugehen. Zudem werden sie darauf vorbereitet, mit suizidgefährdeten Personen umzugehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Schutz und Teamarbeit statt Angst

Der Polizeiberuf wird mit Respekt angetreten, nicht mit Angst oder Furcht. Ihr Beruf ist unvorhersehbar, denn sie wissen nie, welchen Konflikten sie sich stellen müssen. Doch dafür sind sie ausgebildet: Mit bestimmten Taktiken schützen sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das der Bürgerinnen und Bürger. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Teamfähigkeit – sie sind nie allein im Einsatz, sondern agieren stets mindestens zu zweit, um sich gegenseitig zu unterstützen.

Ein Notruf in der Nacht

Bei unserem Besuch haben wir einen Polizeieinsatz simuliert.

Isabella ist Opfer von Gewalt vor einer Diskothek geworden. In ihrer Not ruft sie die 110 an. Die Notrufzentrale in Potsdam nimmt den Anruf entgegen und fragt sofort nach dem Notfall. Isabella schildert die Situation, woraufhin die Zentrale den Sachverhalt protokolliert. Um den Täter möglichst schnell ausfindig zu machen, fragt die Notrufzentrale gezielt nach dessen Beschreibung: Größe, Nationalität, Kleidung und ob er alkoholisiert war. Auch der genaue Standort von Isabella wird erfasst. Die Notrufzentrale überprüft im System, wo sich der nächste verfügbare Streifendienst befindet, und schickt diesen zum Einsatzort. Gleichzeitig wird der Streifendienst über alle relevanten W Fragen (Wer, wo, was, wie) informiert, damit er optimal vorbereitet ist. Da Isabella verletzt ist, alarmiert die Zentrale zusätzlich einen Notarzt. Sie versichert Isabella, dass Hilfe unterwegs ist, und beendet dann das Gespräch. Dieser Vorfall zeigt, wie wichtig eine gut koordinierte Notrufzentrale und ein eingespieltes Polizeiteam sind. Die Polizei handelt schnell, strukturiert und mit klaren Abläufen, um in Notlagen gezielt Hilfe zu leisten. Bürgerinnen und Bürger können sich darauf verlassen, dass sie in schwierigen Momenten nicht allein gelassen werden.

Interessant war auch die Information, dass Notrufmissbrauch ernsthaft verfolgt wird. Wenn jemand absichtlich einen falschen Notruf absetzt, wird ermittelt, und der Fall kann an die Staatsanwaltschaft übergeben werden.

Aufschlussreiche Erfahrung

Unsere Exkursion zur Polizeiinspektion Havelland in Falkensee war sehr aufschlussreich. Wir haben nicht nur viel über den organisatorischen Aufbau gelernt, sondern auch über die Herausforderungen, mit denen Polizisten täglich konfrontiert sind. Besonders die psychische Belastung und die Notwendigkeit einer guten Teamarbeit waren für uns eindrucksvolle Erkenntnisse. Die Arbeit der Polizei ist vielseitig, anspruchsvoll und erfordert sowohl physische als auch psychische Belastbarkeit.

Pia Rost und Satya Kraehahn 

Lehrkraft: Frau Dr. Jenderek